(CIS-intern) – An Kohlenhydraten scheiden sich die Geister der Ernährungsgurus: Manche – die etwa der Paläo- oder Atkins-Lehre anhängen – lehnen sie rundweg ab, andere – die Low-Carb betreiben – schränken sie ein und wieder andere – die auf Low-Fat setzen – preisen sie als die Sterne am Abnehmhimmel. Aber was davon stimmt nun?
Spätestens, wenn man nicht mehr nur für die eigene Ernährung verantwortlich ist, sondern auch für die seines Kindes, fängt man an, alte Glaubenssätze zu hinterfragen. Mit welcher Ernährung kann ein Kind gesund aufwachsen? Und wie kann ich mich selbst vollwertig und abwechslungsreich ernähren, um meinen Körper mit allen Nährstoffen zu versorgen, die er benötigt? Die Antwort liegt, wie bei so vielem in Sachen Ernährung, auf dem Goldenen Mittelweg. Kohlenhydrate sind nicht durchweg schlecht oder durchweg gut – es kommt auf die Art der Kohlenhydrate an. Bei Fetten weiß man mittlerweile ja, das Fett nicht gleich Fett ist: So gibt es die guten, (mehrfach) ungesättigten Fettsäuren, die der Körper zum Überleben benötigt, und es gibt die schlechten, gesättigten (Trans-)Fettsäuren, die im Körper Schaden anrichten.
Kohlenhydrate: lebenswichtige Energiespender
Ähnlich verhält es sich mit den Kohlenhydraten. Werden diese vor allem aus hochverarbeitetem Weißmehl gewonnen, also etwa aus Pasta, poliertem Reis oder Backwaren, wirken sie sich sicherlich ungünstiger auf den Körper aus als Kohlenhydrate aus Gemüse, Hülsenfrüchten oder Vollwertgetreiden. Und natürlich kommt es auch auf die Verarbeitungsart des Grundstoffes an. So etwa gehört die Kartoffel zu den sieben Top-Kohlenhydratlieferanten. Dennoch ist die gedünstete, gebackene oder gekochte Kartoffel der weitaus bessere Kohlenhydratlieferant als die frittierte in Form von Pommes, Chips & Co. Das liegt daran, dass die raffinierten/einfachen Kohlenhydrate ein weitaus schlechteres Nährstoffprofil aufweisen als komplexe, vollwertige Kohlenhydrate.
Fakt ist auch, dass Kohlenhydrate unverzichtbar als Energiequelle sind. Bei der Verdauung werden sie zu Glukose zerlegt – und diese ist nach wie vor die vom menschlichen Körper bevorzugte Energiequelle für Muskeln und Gehirn. Sicherlich kann der Mensch, etwa im Fastenstoffwechsel, auch aus dem Ketonkörperabbau Energie gewinnen. Ketonkörper entstehen bei einem Kohlehydratmangel als Nebenprodukt der Fettverbrennung. Dies ist im Grunde ein uraltes Notfallprogramm – in Zeiten des Hungers konnten unsere Vorfahren von ihren Fettreserven leben. Auch unsere Körper können dies noch – man sagt, etwa vierzig Tage lang. Danach benötigt der Mensch wieder zwingend Kohlenhydrate. Schon allein deshalb ist es Unsinn, Kohlenhydrate pauschal als „böse“ zu verdammen – sie sind schlicht lebensnotwendig.
Kohlenhydrate anpassen statt weglassen
Kein Wunder also, dass die meisten gängigen Ernährungsrichtlinien, die nicht den Extremen von No Carb oder Low Carb folgen, bislang zu einem Kohlenhydratbestandteil der Ernährung in Höhe von 55 nis 60 Prozent rieten, derweil Eiweiß 10 bis 15 Prozent der Nahrung ausmachen soll und Fett bis zu 30 Prozent. In Anbetracht des Alltags (und damit oftmals einhergehenden Bewegungsmangels) des modernen, westlichen Menschen musste diese Formel angepasst werden. Um eine ausgewogene Nährstoffzufuhr zu erreichen, geht man heute von einer Kohlenhydratzufuhr in Höhe von 30 bis vierzig Prozent der Gesamtnahrungsmenge aus, einer Eiweißzufuhr von zwanzig bis dreißig Prozent und einer Fettzufuhr von dreißig bis vierzig Prozent. Schließlich weiß man mittlerweile, dass eine erhöhte Kohlenhydratzufuhr die Insulin-Ausschüttung im Körper stimuliert und dadurch für eine Blockierung der Fettverbrennung sorgt. So mag sich der Kohlenhydratanteil im Vergleich zu früheren Empfehlungen zwar reduziert haben, spielt aber weiterhin eine (über-)lebenswichtige Rolle. Fazit: Kohlenhydrate an sich sind nicht böse, sondern lebenswichtig. Lediglich ein Zuviel, wie früher empfohlen, kann sich negativ auf Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Gewicht auswirken. Wer auf Kohlenhydrate aus saisonalen, frischen und möglichst naturbelassenen Lebensmitteln wie etwa Obst setzt, kann sie kaum überdosieren.