(CIS-intern) – Der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Flensburg, Schleswig, Eckernförde e.V., Dr. Fabian Geyer, hat das Fazit des diesjährigen „Nordischen Abends für Wissenschaft und Wirtschaft“ mit einer Forderung ganz klar formuliert: „Man sollte jetzt von einer Investitionsdekade zu einer Innovationsdekade bei Unternehmen, Hochschulen und Verbänden kommen. Das klappt am besten gemeinsam, damit wir den jungen Menschen in der Region in den kommenden zehn bis fünfzehn Jahren eine gute berufliche Perspektive geben können.“
Fotos: Torsten Haase, Hochschule Flensburg
Bereits zum elften Mal hatten die Hochschule Flensburg und der Arbeitgeberverband Führungskräfte aus der regionalen Wirtschaft mit Wissenschaftlern aus der Fördestadt zusammengebracht. „Von der Kartoffel zur Windernte- und wie geht es weiter mit unserem Wirtschaftsstandort in deutsch- dänischen Grenzgebiet? – lautete das Diskussionsthema des Abends. In einer historisch gewachsenen deutsch-dänischen Grenzregion übernimmt die Hochschule Flensburg dabei eine wichtige Schlüsselrolle im Austausch von Wissen, Ideen und Kompetenzen.
„Obwohl 51,2 Prozent der deutschen Hochschulen beklagen, dass es Transferhemmnisse aufgrund mangelnder Kommunikation, mangelnder Kooperation oder auch unterschiedlicher Erwartungen gibt, trifft das auf die Hochschule Flensburg definitiv nicht zu“, sagt Hochschulpräsident Dr. Christoph Jansen. Mit dem Anspruch, die Hochschule als Innovationsmotor für die Region zu sein, wolle man sich den damit verbundenen Fragestellungen und Herausforderungen stellen. Wichtige Bindeglieder bei der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft seien beispielhaft die Wirtschaftsförderungs-und Regionalentwicklungsgesellschaft der Stadt Flensburg, WiREG, die Wirtschaftsförderung Nordfriesland und auch die Investitionsbank Schleswig- Holstein mit Sitz in Kiel.
„Innovation durch Kooperation- Was brauchen wir als Unternehmen?“
war auch das Stichwort für den Vortrag von Maike Rotermund. Sie ist seit 2014 Geschäftsführerin der Orion Versand GmbH & Co.KG in Flensburg. Vor 12 Jahren, so erzählt sie, kam ein junger Student der Ingenieurswissenschaften zu ihnen in den Betrieb. Im Gepäck hatte der junge Mann eine große Bohrmaschine mit einem Aufsatz darauf. Daraus wollte er zunächst einen wellenartigen Raupenantrieb für Fahrzeuge bauen. Doch es bewegte sich nicht vom Fleck. Der Verkaufsleiter von Orion brachte das auf eine geniale Idee. Innerhalb eines Jahres wurde mit Hilfe eines Produzenten daraus der erste sich wellenförmig bewegende Vibrator in der Erotikbranche entwickelt – ein Verkaufsschlager weltweit. Der junge Mann konnte daraufhin jahrelang von den Lizenzgebühren profitieren. Wie auch andere Produkte des Unternehmens ist auch dieser Vibrator in einem Labor der Hochschule Flensburg auf seine elektromagnetische Verträglichkeit hin überprüft worden.
Wurden früher Studierende nur für Hilfsjobs im Orion Versand eingesetzt, so hat dort ein Sinneswandel stattgefunden. Heute arbeitet das Unternehmen sehr intensiv mit jungen Studierenden der Flensburger Hochschulen in den Bereichen Logistikanalyse, E- Commerce oder auch bei der Weiterentwicklung ihrer Online-Shops zusammen. „Der Orion- Versand hat heute in der Branche den Ruf, offene Türen für neue Ideen zu haben“, so Maike Rotermund.
Einen unternehmerischen Blick über die deutsch dänische Grenze wagte Thorsten Biallas
Einen unternehmerischen Blick über die deutsch dänische Grenze wagte Thorsten Biallas, Geschäftsführer der Omnicon Group A/S. Seine Unternehmensgruppe produziert als Chemisch-technisches Unternehmen Farben und Zusatzstoffe sowie Oberflächenschutz für die Beton-und Bauindustrie. Mit der Entscheidung seine Unternehmensgruppe im dänischen Sonderburg zu etablieren, sicherte Biallas sich den skandinavischen Markt. Mittlerweile hat er Joint Venture-Unternehmen in Asien und ist auch europaweit tätig. Hohe Löhne sowie gute betriebliche Renten sind gute Gründe, bei Omnicon zu arbeiten. Mittlerweile kommen 80 Prozent der Belegschaft aus Deutschland. Daher ist es für Thorsten Biallas nur nahliegend, um hochqualifizierte Fachkräfte der Hochschulen aus der Grenzregion künftig zu werben.
Dass die Hochschule Flensburg einen ganz wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Wirtschaftsregion im nördlichen Landesteil beiträgt, verdeutlicht Dr. Heike Bille anhand von Absolventenbefragungen der Hochschule aus den vergangenen drei Jahren. Die langjährige Beauftragte für den Forschungs-und Technologietransfer und ehemalige Vizepräsidentin der Hochschule Flensburg erläutert unter anderem, dass von den jährlich rund 700 Absolventinnen und Absolventen allein 2018 rund 200 Männer und Frauen in der unmittelbaren Region Schleswig-Flensburg und Nordfriesland geblieben sind.
„Rund 176 (86,3 %) von ihnen hatten in irgendeiner Form während oder vor dem Studium Kontakt zu ihrem späteren Arbeitgeber. Fast alle von ihnen (94%) arbeiteten 2018 in Vollzeitbeschäftigung“ so Dr. Heike Bille.
Mit dem vom Bundesministerium für Forschung und Entwicklung gewonnenen und geförderten Projekt Grenzland Innovativ (GrinSH) sei die Hochschule Flensburg als einzige im Land als innovative Hochschule in Schleswig-Holstein mit einer Millionenförderung über die kommenden fünf Jahre ausgestatten worden. Langfristiges Ziel sei unteranderem dabei, dass die Hochschule zur Erhöhung des Wirtschaftswachstums, der Innovationskraft sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen ihren Beitrag in der Region leisten will.